Der Rattenfänger
Eine Fabel
Carl Zuckmayer
›Kranichtanz‹, ›Heimkehr‹, ›Das Leben des Horace A. W. Tabor‹ und ›Der Rattenfänger‹ sind Carl Zuckmayers letzte Werke für das Theater. In dem 1961 entstandenen Einakter ›Kranichtanz‹, der wie der Schluß eines mehraktig konzipierten, aber nicht geschriebenen Stückes erscheint, erschießt eine Farmersfrau ihren betrunkenen, balzenden Ehemann, nachdem sie sich aus dem Verhältnis mit ihrem Gutsverwalter gelöst hat. ›Heimkehr‹ ist der Urtext eines Auftragswerks der Stadt Mainz zu ihrem 200-jährigen Jubiläum 1962, das Zuckmayer als Libretto für Paul Hindemith geschrieben hatte. Drei Jahre lang arbeitete er danach an ›Das Leben des Horace A. W. Tabor‹, der Geschichte eines Postmeisters und Schatzgräbers in Colorado, der zum Millionär wird und schließlich wieder verarmt. Mit dem ›Rattenfänger‹ griff Zuckmayer 1975 auf die Hamelner Sage aus dem 13. Jahrhundert zurück und formte sie zu einer sozialen Fabel, in der eine reiche Oberstadt einer armen Unterstadt gegenübersteht: die Reichen erwarten von dem Fremdling Bunting nach der Befreiung von der Rattenplage auch die Vertreibung der Tagelöhner und Bettler – das verweigert er, er wird angeklagt, aber die Kinder der Reichen ergreifen seine Partei. »Der Stoff muß einem Dramatiker zufallen, durch irgendeinen Anstoß, der an sich also ›zufällig‹ ist und doch der Gesetzlichkeit einer Lebensarbeit entspricht.«