Der Setzkasten
Oder: Erwin und die halben Luftballons
Friedrich Hahn
Von Einer weiß man nicht viel. Er ist das, was man ein unbeschriebenes Blatt nennt. Seine Herkunft ist unbestimmt. Einer sagt, er sei mit zwanzig aus dem Herz-Jesu-Spital entlassen worden. Und mehr wisse er nicht. Nicht, was davor war. Nicht, wer seine Eltern sind. Mit zwanzig aus dem Herz-Jesu-Spital entlassen. Das genüge. Einer ist damit wie kein zweiter geschaffen für ein sorgloses Leben. Nichts, was ihn zum Typ machte. Einzig sein Zwang, nichts ganz aufzubrauchen oder zu Ende zu führen, ist auffällig. Einer steht am Anfang und sammelt letzte Reste. Einer meidet Menschen. Nur mit Gisela, seiner Wohnungsnachbarin und einzigen Bezugsperson, verbringt er Zeit. Ihr vertraut er sich an. Sie ermuntert ihn auch, sich mehr um seine Persönlichkeit zu kümmern. Gesellschaftliche Konventionen lernt er als Kinogeher. Was er in den Filmen sieht, nimmt er sich zum Vorbild. Einer stolpert ins Leben und seiner Individualisierung entgegen.
Natürlich immer darauf bedacht, nichts zu Ende zu bringen. Einer will ein Kind. Am liebsten mit Gisela. Die aber hatte vor Jahren eine Fehlgeburt. Und kann keine bekommen. Und sie gesteht ihm, dass auch sie aufgrund einer dunklen Vergangenheit nur ein „geliehenes Leben“ hat. Da kommt Jette, Giselas beste Freundin, ins Spiel… www.editionkeiper.at