Der Streit um gutes Geld in Vergangenheit und Gegenwart
Enthaltend drei Flugschriften über den Münzstreit der sächsischen Albertiner und Ernestiner um 1530 nach der Ausgabe von Walther Lotz (1893)
Hans-Joachim Stadermann
Zu allen Zeiten strebten Regierende danach, durch Geldwertminderung ihre Schulden zu senken und neues Geld leichter als durch Steuern in öffentliche Kassen zu lenken. Als Kontrast zu drei beigefügten Flugschriften aus dem ’sächsischen Münzstreit‘, in denen um 1530 erstmals in Deutschland die Nachteile und Vorteile der Münzverschlechterung erörtert werden, erläutert Hans-Joachim Stadermann die gegenwärtige Debatte um die Euro-Währung und die Verfassung ihres Systems der Europäischen Zentralbanken. Dabei stellt er der merkantilistischen Münzverschlechterung den heutigen Brauch gegenüber, Staatspapiere der Zentralbank direkt oder indirekt über Wertpapierpensionen aufzudrängen. Diese werden nicht mehr zurückgekauft, sondern nur revolvierend erneuert und durch Netto-Neuverschuldung erweitert. Dadurch wird deutlich, daß die Minderung des Edelmetallgehalts der Münzen früher nichts anderes bedeutete als die heutige Verwässerung der Aktiva der Zentralbank, die den Gegenwert zum Notenumlauf bilden. Das Erstaunliche an dem Vergleich ist, daß sich die Argumente sowohl der Verteidiger des stabilen Geldes wie auch der Geldverschlechterer nicht geändert haben. Die Verteidiger des harten Geldes versuchen nachzuweisen, daß sich die Prosperität der Wirtschaft durch Wettbewerb und Freihandel herstellen wird. Ihre Widersacher pochen darauf, daß hartes Geld die Konkurrenzfähigkeit der heimischen Währung zerstört und Arbeitsplätze kostet. Sie wollen diese Situation durch Münzverschlechterung oder Gelddrucken verbessern. Dem Problem der grenzüberschreitenden Organisation der Wirtschaft soll dann mit Handelsbeschränkungen und Kapitalverkehrskontrollen begegnet werden.