Der Völkerrechtler Gustav Adolf Walz
Eine Wissenschaftskarriere im "Dritten Reich"
Christoph Schmelz
Die Tätigkeit des Völkerrechtlers Gustav Adolf Walz offenbart die Verquickung von Wissenschaft und Politik während der Unrechtsherrschaft des NS-Regimes in den Jahren 1933 bis 1945. Der Wissenschaftler erweist sich in diesem Zusammenhang somit als „Zeitgeistverfestiger“. Die Verzeitlichung des Völkerrechts und die damit einhergehenden temporalen Strukturen des begriffsgeschichtlichen Wandels lassen sich sehr gut am Beispiel des Völkerrechtlers Walz verdeutlichen. Er wählt auf dem Gebiet des Völkerrechts den sog. völkisch-etatistischen Ansatz, der ein mixtum compositum aus der klassischen etatistischen Lehre und der völkischen Doktrin darstellt. Auf dem Gebiet des Minderheitenrechts zeigt sich in eindringlicher Weise die Konsequenz dieser Lehre, wenn nunmehr vom sog. Volksgruppenrecht gesprochen wird, und der völkisch-etatistische Ansatz weitergehend zur sog. konnationalen Intervention berechtigt. Darüber hinaus liefert Gustav Adolf Walz aufgrund seines vielfältigen Wirkens in Wissenschaftsinstitutionen – angefangen bei seiner Tätigkeit als Rektor an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Breslau bis hin zur Präsidententätigkeit am Deutschen Wissenschaftlichen Institut in Agram, dem heutigen Zagreb — einen weiteren Baustein für eine Wissenschaftsgeschichte zu Zeiten der NS-Herrschaft.