Der Zeichner und sein Buch
Die Darstellung der antiken Architektur im 15. und 16. Jahrhundert
Arnold Nesselrath
Das Buch des Zeichners entfaltet ein unendliches Kaleidoskop künstlerischen
Schaffens, das von der individuellen Inspiration bis zum intellektuellen Diskurs reicht.
Weitaus zahlreicher erhalten als die Skizzen-, Notiz-, Entwurfs- oder kopierenden
Zeichnungsbücher von berühmten Künstlern und Architekten wie Brunelleschi,
Francesco di Giorgio Martini, Michelangelo, Raffael oder Dürer sind solche von
heute nicht mehr zu identifizierenden Gehilfen, Mitarbeitern, Reinzeichnern,
Kopisten und Kleinmeistern. In diesen finden sich jedoch oft Gedanken der
Protagonisten oder spiegeln sich Diskurse eines weiteren Umfeldes. Die Vielfalt der
Inhalte liegt in der Natur des Mediums Buch; häufig geht ein Thema über eine
einzelne Seite hinaus und entspinnt sich im Kontext der Folios und den Dimensionen
des Codex. Die Zeichnungsbücher liefern eine der reichsten und differenziertesten
Quellen zum Studium der antiken Bauten im 15. und 16. Jahrhundert, welches die
Architektur jener Zeit bestimmt hat und bis in die Architektur der Gegenwart
nachwirkt. Vom Sultan in Konstantinopel über die Künstler selbst bis zur
französischen Königin faszinierten Zeichnungsbücher als Geschenke die Spitzen in
Gesellschaft, Politik und Kultur.