Der Zoo / Zeit der Schildkröten
Kerstin Specht
Kerstin Spechts DER ZOO beginnt vor den Gehegen eines Tierparks. In einer kaleidoskopartigen Szenenfolge zeichnet die Autorin das (sur)realistische Porträt einer Gesellschaft von Glückssuchern; von ‚Paaren, Passanten‘, die einander vor den Käfigen verbal beschnüffeln; von Übriggebliebenen und Restpaaren, die ein perfides Spiel um Hackordnung und Imponiergehabe miteinander treiben.
Sie alle werden im zweiten Teil des Stücks zusammengeführt durch Max, der auf dem Gelände als Tierpfleger arbeitet. Er beschließt, die Würde der Tiere wiederherzustellen; er trifft eine radikale Entscheidung…
Das zweite Stück, ZEIT DER SCHILDKRÖTEN, ist ein groteskes Traumspiel, ein Totentanz zweier illegaler Einwanderer: Sami und Ali sind nach Südeuropa geflohen. Für einen Hungerlohn arbeiten sie in Treibhäusern. Schon bald müssen die beiden Freunde begreifen, dass sie immer Ausgestoßene und Gejagte bleiben werden, lästig wie die Schmeißfliegen auf den fauligen Bergen von Gemüse, Plastikfolien und Düngemitteln, auf denen schließlich ihre beiden Leichen gefunden werden. Kerstin Specht lässt die Toten ihre Geschichte erzählen: eine Geschichte von Träumen und Hoffnungen, von Liebe, Betrug und falschen Versprechen.