Deutsche Identität und Heimat
Quo vadis?
Michael Ghanem
Identität und Heimat sind in Deutschland sehr stark belastete Themen. Entweder ignoriert man bewusst die Rolle der Identität bei jedem Menschen und vernachlässigt dabei die Bedeutung von Kultur, Sprache und Kunst, oder man versucht, sich in eine internationale oder europäische Identität zu flüchten und vergisst dabei, dass bei jedem Kind die Muttersprache die Grundlage seiner Identität darstellt.
Die deutsche Identität hat sich einst durch Philosophie, seine Schriftsteller, seine Musik, Ethik und Kultur hervorgetan, besonders im 18. und 19. Jahrhundert vor der Bismarck-Ära. Im 20. Und 21. Jahrhundert zeigte sie sich auch in Rassismus, Nazitum, Engstirnigkeit, Obrigkeitsdenken, Opportunismus, Falschheit, Mangel an Toleranz und Feigheit. Heute bedeutet die deutsche Identität für die meisten Durchschnittsbürger: Pünktlichkeit, Bescheidenheit, Sauberkeit, Zuverlässigkeit. Dies macht jedoch nicht die Alleinstellungsmerkmale einer Identität aus, sondern dies waren die Anforderungen, die Friedrich der Große an seine Beamten und an seine militaristische Staatsstruktur in Preußen gestellt hat. Es stellt sich die Frage, ob die Vielfältigkeit und die Stärke des Vielvölkerstaats Deutschland im Lauf der Entwicklung zu einem einheitlichen Brei geworden ist, unter der Vormacht der Preußen. Was letztendlich dazu führt, dass Diktaturen es erheblich leichter haben als bei einem Vielvölkerstaat.
Die heutige Definition der deutschen Identität vergisst das kritische Denken seiner Philosophen, seiner berühmten Dichter und Schriftsteller. Oder die Sehnsucht eines Heinrich Heine nach seiner Heimat. Deutschland ist unter allen Ländern der Welt das Land, das seine größten Söhne und Töchter nicht ausreichend würdigt.
Es wird Zeit, dass die Deutschen zu ihrer Identität und zu ihrer Heimat eine normalere Beziehung haben können. Und es wird Zeit, dass wir mit aller Macht den Rechtsradikalen und den neuen Nazis jegliche wirtschaftliche und gesellschaftliche Grundlage entziehen.