Dichterische Selbstinszenierung im französischen Theater von Vigny bis Vitrac
Vom 'poète malheureux' zum 'homme moderne'
Christine Mundt-Espín
Zum Gestus der avantgardistischen Selbstinszenierung gehört der Anspruch, literarisch-künstlerische Traditionen zu sprengen. Am Beispiel des dadaistischen und surrealistischen Theaters bzw. der darin auftretenden Dichterfiguren ist diese poetologisch zentrale Position besonders gut darzustellen. Ihre Problematik läßt sich in einer historischen Betrachtungsweise zeigen, die die Entwicklung verschiedener Dichtermodelle vom 18. bis zum 20. Jahrhundert wie auch deren literarische Umsetzung im Genre des Dichterdramas untersucht. Die dabei sich abzeichnende Reihe von Dichterentwürfen – vom ‚poète malheureux‘ über den ‚poète maudit‘ bis hin zum ‚homme nouveau‘ bzw. ‚homme moderne‘ – macht deutlich, wie auch in der Avantgarde der Wille zur Diskontinuität von Kontinuität geprägt ist.