Die Alpenbatterie: Ökostrom aus dem Berg
Baugeschichte des Pumpspeicherkraftwerks Reißeck II
Hoch oben an der Baumgrenze, verborgen im Gestein der Kärntner Kreuzeckgruppe, pulsiert seit 2016 ein mächtiges High-Tech-Herz: In fünfjähriger Bauzeit hat hier der VERBUND das unterirdische Pumpspeicherkraftwerk Reißeck II errichtet. Reißeck II verbindet die zuvor unabhängig arbeitenden Kärntner Kraftwerkssysteme Malta und Reißeck durch ein kilometerlanges, Hunderte Höhenmeter überbrückendes, unterirdisches Adernsystem. Aus dem unverändert selben Wasserangebot erntet das Kraftwerkssystem nun um 40 Prozent mehr Energie, womit es zu den leistungsstärksten Wasserkraftwerksgruppen Europas zählt.
Pumpspeicherkraftwerke wie Reißeck II sind die ökologisch und ökonomisch sinnvollste Art, die naturgemäß instabile Stromerzeugung aus Wind und Sonne auszugleichen und erneuerbare Energie optimal zu nutzen. Für Reißeck II wurde dem Berg eine gewaltige Felskaverne abgezwungen, deren riesiger Raum sogar den Dom von Gurk aufnehmen könnte. In dieser Kraftkathedrale mitten im Berg arbeiten zwei topmoderne Pumpturbinensätze mit einer Gesamtleistung von 430 Megawatt, sowohl bei der Stromerzeugung im Turbinenbetrieb talabwärts als auch – zu Stromüberschusszeiten – bergan im Pumpbetrieb.
Die Vision und die außergewöhnliche Ingenieursleistung dieses hochalpinen Großkraftwerkbaus sind durchaus historisch zu nennen. Grund genug, dem Projekt ein Buch zu widmen: Im Herbst 2016 erscheint im Verlag Kremayr & Scheriau eine umfassende projektbegleitende Dokumentation in einem großformatigen Bildband.