Die Anatomie frühneuzeitlicher Imperien
Herrschaftsmanagement jenseits von Staat und Nation
Stephan Wendehorst
ausgangspunkt der Diskussion über imperiales Herrschaftsmanagement ist die Arbeitshypothese, dass es sich bei einem „Imperium“ um ein Politik- und Gesellschaftsmodell handelt, dessen Integrationsleistung weder auf der „Verstaatung“ von Herrschaft beruht d.h. der zunehmenden Monopolisierung von Herrschaftsrechten, wie sie für den klassischen, nach Souveränität nach außen wie nach innen strebenden Territorialstaat charakteristisch ist , noch auf einer Vereinheitlichung der Bevölkerung. „Imperiale“ Mechanismen der Integration zeichnen sich dagegen dadurch aus, dass sie einen Ausgleich von Einheit und Differenz herstellen, ohne letztere zu beseitigen bzw. ersterer zu unterwerfen. Im Sinn einer neuen Politikgeschichte können die Kategorien der Imperienforschung für die Erforschung des Römisch-Deutschen Reichs genutzt werden. Die Ergebnisse überraschen, sowohl hinsichtlich der Geschichte des Alten Reichs als auch der Imperienforschung, die das Alte Reich bislang ausgeklammert hat.