Die Bilanzierung latenter Steuern im handelsrechtlichen Jahresabschluss nach § 274 HGB
Daniel Siegel
Die Bilanzierung latenter Steuern im handelsrechtlichen Jahresabschluss nach § 274 HGB war vor dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) in der Regel unbedeutend. Mit dem BilMoG wurden die Vorschriften des § 274 HGB indes umfassend modifiziert. Mithilfe dieser Gesetzesänderungen möchte der Gesetzgeber die Bedeutung der Steuerlatenzen aufwerten. Konkret sind die latenten Steuern künftig in Anlehnung an die internationalen Regelungen auf Basis des bilanzorientierten Temporary-Konzepts anstelle des bislang relevanten GuV-orientierten Timing-Konzepts zu ermitteln. Zudem sind neben den temporären Differenzen nunmehr in einem bestimmten Umfang auch steuerliche Verlust- und Zinsvorträge bei der Berechnung der Steuerlatenzen zu berücksichtigen, weshalb die Ermittlung latenter Steuern regelmäßig deutlich komplexer wird. Die modifizierten Vorschriften des § 274 HGB sind jedoch, wie im Handelsrecht allgemein üblich, wenig detailliert konzipiert worden und daher in vielerlei Hinsicht auslegungsbedürftig.
Vor diesem Hintergrund interpretiert der Verfasser die neuen Regelungen zur Bilanzierung latenter Steuern im handelsrechtlichen Jahresabschluss nach § 274 HGB auf Basis der hermeneutischen Methode im Detail und beantwortet damit theoretisch fundiert eine Vielzahl praxisrelevanter Bilanzierungsfragen zu den Steuerlatenzen. Darüber hinaus wird analysiert, ob die Bilanzierung latenter Steuern, wie vom Gesetzgeber intendiert, im Regelfall tatsächlich bedeutender wird.