Die Büronomadin
Die Geschichte einer Rastlosen
Stephanie König
Während die Menschheit in den vergangenen paar Tausend Jahren immer sesshafter geworden ist, kommt es in den letzten Jahrzehnten wieder vermehrt zu Erscheinungen von Nomadentum. Viele unserer Zeitgenossen verbringen wesentliche Teile ihres Lebens mit ihrem Notebook oder Handy in Bahnhöfen, Zügen, auf Flughäfen und in Passagiermaschinen, zumindest in den Industrienationen.
In unserer hochzivilisierten Gesellschaft entsteht eine neue Art von Wander(mit)arbeitern, die von Job zu Job und von einem Ort zum nächsten ziehen. Nicht, dass sie es freiwillig täten – sie bringen die Mobilität und Flexibilität auf, von der in Stellenanzeigen so positiv die Rede ist. Manche leiden unter der ständigen Veränderung von Arbeitsstelle und Wohnort, andere jedoch wechseln den Job aus eigenem Antrieb: Sie sind auf der Suche nach stimmigeren Umständen, nach einem erfüllteren Leben. Stephanie König ist eine von ihnen.
Im Morgengrauen trägt Stephanie schon mit acht Jahren Zeitungen aus, frierend durch den Schnee, eingeschüchtert von verärgerten Hunden und Männern in ausgeleierten Unterhemden. Mit 16 treibt ein moderner Beduine sie zum Auszug aus dem Elternhaus und überredet sie zu einem Leben ohne Konventionen unter Künstlern im Regensburger Altstadtzentrum.
Um sich finanziell über Wasser zu halten, nimmt sie verschiedene Jobs an. Sie startet als Schwimmbad-Putze, spielt vielversprechend in einem Film von Hark Bohm, posiert als Model, bedient nachts in abenteuerlichen Kneipen und paukt tagsüber für ihren Abschluss zur Fremdsprachenkorrespondentin. Aber auch danach kommt Stephanie beruflich nicht zur Ruhe, und auch ihr Liebesleben kurvt durch Höhen und Tiefen. Umzüge quer durch die Steppen des Landes prägen ihr Leben. Mit 39 bringt Stephanie es auf 39 Arbeitgeber.