Die Cerebralen Vegetativen Anfälle
Fritz Broser, H. Scheller
Klagen über „Anfälle“ – wenn man darunter vorübergehende, sich wieder holende Störungen der körperlichen Funktionen und damit auch des Befindens versteht – bekommen wir von unseren Kranken häufig zu hören. Begreiflicher weise liegen solchen Klagen sehr verschiedenartige Vorgänge zugrunde und es bleibt die diagnostisch oft nicht einfache Aufgabe des Arztes, hier Differenzie rungen zu treffen und sich nicht mit der allzu einfachen Alternative: epileptisch hysterisch, oder: organisch-psychogen zu begnügen. Denkt man einerseits an den klassischen epileptischen Krampf, auf der anderen Seite an eine in ihren Motiven klar durchschaubare hysterische Demonstration, so mag eine solche Alternative im Sinne eines Entweder – Oder hier noch ihre Berechtigung haben. Jeder Arzt kennt heute die Merkmale eines „typischen“ epileptischen Anfalles, wie auch hysterische Äußerungsformen aus der so beliebten Gegenüberstellung beider Anfallsarten, wie sie in tabellarisch einprägsamer Weise immer noch in manchen Lehrbüchern fortleben. Solche Vereinfachungen führen aber leicht zu der Gefahr, nun alles, was nicht die Forderungen, die an einen klassischen epileptischen Anfall zu stellen sind, erfüllt, kurzerhand als „nur psychogen“ zu deklarieren und damit dann zumeist auch als hysterisch abzuwerten.