Die Chirurgie im Umbruch
17. Teupitzer Gespräche
H. Wolff
Die Teupitzer Gespräche, die seit 1995 jährlich stattfinden, sind ein Treffen von Chefärzten chirurgischer Einrichtungen, bei dem jeweils aktuelle Fragen aus dem Fach Chirurgie zur Diskussion stehen. Besonderes Anliegen ist der offene und rege Austausch von Meinungen und Erfahrungen.
Der immense Wandel in der Medizin wurde bereits 2004 mit der Arzt-Patient- Beziehung beim gesundheitspolitischen Umbruch im Rahmen der Teupitzer Gesprächen thematisiert. 2011 standen nun mit Die Chirurgie im Umbruch? verschiedene Veränderungen in ganz unterschiedlichen Bereichen des Fachgebietes im Blick- punkt – etwa die Veränderungen im Therapieablauf mit ihren kleineren und größeren Verwerfungen. So ist bei der interdisziplinären Zusammenarbeit und Kollegialität innerhalb einer Einrichtung und darüber hinaus mittlerweile ein Ausmaß von Intoleranz, Rechthaberei, Neid und Vorteilshascherei erkennbar, das den Arbeitsablauf und die interdisziplinäre Abstimmung stark beeinträchtigt.
Bei der wichtigen Frage nach dem wirtschaftlichen Einfluss auf das chirurgische Handeln kam durchaus das Gewinnstreben in der Kostenabwägung zum Ausdruck. Die an vielen Kliniken betriebenen Personal- und Materialeinsparungen führen eindeutig zu Einbußen bei der Krankenversorgung, die von der Mehrzahl der Ärzte als unethisch wahrgenommen werden. Man muss daher annehmen, dass sich vielerorts – auch bedingt durch Anreiz- und Sanktionssysteme – zunehmend ein normatives Verhalten der Ärzte einstellt, das als moralisch fragwürdig eingestuft werden kann. Wird hier nicht gegengesteuert, steht zu befürchten, dass der Chirurg zukünftig zum Operationstechniker und Dienstleister auf Anweisung mutiert.