Die Deutsche Akademie des 17. Jahrhunderts – Fruchtbringende Gesellschaft…. / 1627-1629
Klaus Conermann, Andreas Herz, Dieter Merzbacher
Die Jahre 1627 bis 1629 haben eine verdichtete Gesellschaftskorrespondenz hervorgebracht, die aus vielen Sammlungen und Archiven, in geringem Anteil auch aus gedruckten Quellen zusammengetragen wurde und bislang weitgehend unbekannt war. Sie zeigt das Bild intensiver innerer Organisation und Verständigung der Gesellschaftsgenossen über Aufbau, Funktion, Wege und Ziele der ersten deutschen Akademie. Doch nicht nur Interna der Sozietät, Mitgliederstand, Neuaufnahmen, Impresenwahl, Subskription und Vertrieb des ersten illustrierten gedruckten Gesellschaftsbuches von 1629 bzw. seines Vorgängers von 1628, gegenseitige Sprach- und Literaturkritik etc. kommen zur Sprache. Mit der wachsenden Anerkennung der normsetzenden Leistungen Martin Opitz‘ in den Kreisen der Fruchtbringer, die 1629 mit der Aufnahme des „Gekrönten“ ihren auch nach außen verbindlichen Ausdruck erhält, schärft sich das Profil einer überregionalen, ständeübergreifenden Vereinigung der höfischen und der bürgerlichen Gelehrten-Kultur, manifestiert sich die von Fürst Ludwig unbeirrt verfolgte Idee einer ‚modernen‘ Ethik, die die Kriterien von Verdienst und Tugend an die Stelle des aristokratischen Prinzips des ‚Herkommens‘ setzte. Nicht weniger erscheinen der ‚Teutsche Krieg‘ und seine durch die scheinbar unaufhaltsamen Siegeszüge eines Tilly und Wallenstein sowie die Offensive der kaiserlich-katholischen Gegenreformation für die protestantischen Parteien bedrohliche Zuspitzung als allgegenwärtiger Hintergrund der Gesellschaftskorrespondenz. Schließlich werden in den Briefen und Beilagen die verschiedensten Aspekte des alltäglichen wie des wissenschaftlich-kulturellen Lebens jener Zeitspanne eingefangen: von Trinkgebräuchen und Unwetterkatastrophen, Feiern, Krankheiten und Todesfällen, von der europäischen Arabistik bis zum jüngst beobachteten und heftig diskutierten Phänomen der Sonnenflecken, von Lope de Vega bis zur Feldmeßkunst, vom Exil der Mecklenburger Herzöge bis zur Niederlage der Hugenotten mit dem Fall La Rochelles u.v.a.m.