Die Entstehung einer Weltreligion II
Von der koranischen Bewegung zum Frühislam
Raymond Dequin, Alba Fedeli, Claude Gilliot, Geneviève Gobillot, Marcin Grodzki, Markus Gross, Robert Kerr, Christoph Luxenberg, Karl H Ohlig, Volker Popp, Elisabeth Puin, Gerd R Puin, Piotr O. Scholz, Johannes Thomas, Frank van der Velden
Es geht den Autoren darum, die Anfänge der heutigen Weltreligion Islam anhand von Quellen, die jedermann überprüfen kann, zu erarbeiten und zu analysieren, einfach um zu wissen, wie es damals tatsächlich war. Hierbei kommt dem Koran ein besonderer Schwerpunkt zu, weil aus den Kreisen seiner Produzenten und Anhänger schließlich, um das Jahr 800, der Islam als eigenständige Religion hervorgegangen ist.
Unsere bisherige Beschränkung auf die ersten drei oder vier Jahrhunderte islamischer Zeitrechnung muss allerdings ein wenig aufgelockert werden, weil die intensive Beschäftigung mit den Quellen immer deutlicher zeigt, dass viele Eigentümlichkeiten des Islam erst in viel späterer Zeit ihre Gestalt gefunden haben und erst seit Saladin von einem sunnitischen Islam, wie wir ihn heute kennen, die Rede sein kann.
Bei der Untersuchung der jeweils zeitgenössischen Quellen – Koran, Münzen, Inschriften, archäologische Zeugnisse, Literatur, Sprachgeschichte – zeigt sich immer deutlicher, dass die „reale“ Geschichte anders verlaufen ist, als dies die islamischen Legenden späterer Zeiten darstellen. Bei ihnen handelt es sich um retrospektive Konstruktionen einer „heiligen Geschichte“ (historia sacra), die wie alle solchen Geschichten einer Überprüfung mit den kritischen Methoden der Geschichtswissenschaft nicht standhalten. In der Geschichte ist alles – oder sehr vieles – ganz anders verlaufen, als bisher angenommen und in „fachwissenschaftlicher“ Literatur und per Internet verbreitet wird.