Die Entwicklung des Traditionsbegriffs in der Alten Kirche
Willy Rordorf, Andre Schneider
Der Band soll in die grundsätzliche Problematik einführen, der die Reihe «Traditio Christiana» gewidmet ist. Alle christlichen Kirchen sind sich heute darüber einig, dass der biblische Schriftenkanon ein Produkt der Tradition ist und dass man zu seiner korrekten Interpretation nicht auf die Tradition verzichten kann. Was aber macht die «Tradition» aus? Gewisse gemeinkirchliche Grundwahrheiten oder geheimnisvolle mündliche Überlieferungen? Und welchen Stellenwert nehmen die einzelnen Traditionen im Gesamtgefüge des Überlieferten ein? Gibt es so etwas wie «Tradition» und «Traditionen»? 148 Texte beleuchten die Entwicklung des Traditionsbegriffs in der Alten Kirche von den neutestamentlichen Anfängen bis zu Johannes von Damaskus im Osten und zu Vinzenz von Lernium im Westen. Schon in dieser klassischen patristischen Zeit zeichnen sich die Probleme ab, die in späteren Jahrhunderten kirchenspaltend wirken werden. Die frühe Christenheit ist aber noch elastisch genug, Schrift und Tradition als spannungsvolle Einheit zu sehen und in lebendigem Prozess aufeinander zu beziehen. Dadurch werden die altkirchlichen Texte zu einer Fundgrube von Einsicht und Wegweisung für den heutigen ökumenischen Dialog.