Die Erfahrung des Unsichtbaren
Evokation im Dokumentarfilm
Miriam Remter
Ethnologie und Dokumentarfilm sind im Kern mit der Vermittlung von Erfahrung befasst. Zugleich werden in ihrem Kontext die RezipientInnen dokumentarischer Repräsentationen meist als unbekannte Größe verhandelt, ihr filmisches Erleben als schwer zugänglich. In ihrer Studie analysiert die Autorin die Rezeptionsästhetiken zeitgenössischer Dokumentarfilme und deren Vermittlung von Unsichtbarem und Abwesendem. Dabei wird die wissenschaftshistorisch gewachsene Dialektik von Sehen und Wissen in der ethnologischen Theoriengeschichte und Audiovisuellen Anthropologie herausgearbeitet und herausgefordert, um die Aufmerksamkeit zu verlagern: Vom Sicht- und Sagbaren zu den multisensorischen Dimensionen von Erfahrung, zur Beschäftigung mit Sinnen, Emotionen und nicht-menschlichen AkteurInnen. Der Fokus der Ethnografie liegt einerseits auf filmischen Strategien wie dem Arbeiten mit Archivmaterial und Partizipation, narrativen Lücken und multisensorischer Evokation. Andererseits werden die Kontexte und Dynamiken von Rezeptionssituationen und damit die AkteurInnen, Atmosphären und Resonanzen des dokumentarischen Feldes erfahrbar.