Die Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen
Möglichkeiten und Grenzen für die Gesundheitsforschung mit Verfahren der probabilistischen Testtheorie
Michael Erhart
Beeinträchtigungen im subjektiven Wohlbefinden und der selbst berichteten gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen können frühe Anzeichen ernsthafter psychischer und körperlicher Gesundheitsrisiken sein. Durch die Messung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und des Wohlbefindens könnten daher Kinder und Jugendliche mit Bedarf an psychosozialer oder medizinischer Begleitung rechtzeitig erkannt werden und verschiedenen Entwicklungsrisiken begegnet werden. Wie aber kann die gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen erfasst werden? Welche Aspekte müssen berücksichtigt werden? Viele Messinstrumente sind heutzutage verfügbar. Verschiedene Gesundheits- wissenschaftliche und praxisbezogene Fragestellungen erfordern jedoch oft die Verwendung kürzerer und einfacherer Verfahren. Da die gängigen Fachbücher zur Testtheorie und Testentwicklung kaum praktische Hinweise zur Revision existierender Messverfahren enthalten, erfolgt die notwendige Anpassung vorhandener Instrumente jedoch zu oft ohne ausreichende theoretische und methodische Fundierung. An dieser Lücke setzt der Verfasser an. Umfassend wird zunächst der theoretische Hintergrund der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen aufgearbeitet. Die wesentlichen Konzeptionen, Aspekte und Facetten der Lebensqualität und ihre Erfassungsmöglichkeiten werden systematisch dargestellt. In diesem Umfang und Detail erstmalig wird anschließend explizit die Test-Theorie und Praxis der Revision existierender Messinstrumente aufgearbeitet. Dargestellt und verglichen werden unterschiedliche Ansätze der klassischen Testtheorie, der Faktorenanalyse, Regressionsverfahren und andern, sowie Techniken und Strategien der probabilistischen Testtheorie. Am Beispiel des international entwickelten und eingesetzten KIDSCREEN Lebensqualitätsinstruments für Kinder und Jugendlichen wird die Entwicklung von Kurzversionen praktisch demonstriert. Die Anwendungsmöglichkeiten der so entwickelten Testverfahren wird für Gesundheits- wissenschaftliche und praxisbezogene Anwendungen aufgezeigt. Zusammenfassend verdeutlicht die Studie die Möglichkeiten aber auch Grenzen einer wissenschaftlich und methodisch fundierten Revision existierender Testverfahren der Lebensqualität. Das Potential und die Praktikabilität der verwendeten Ansätze werden praktisch demonstriert. Die Studie richtet sich dabei sowohl an inhaltlich interessierte als auch statistisch- testtheoretisch orientierte Leserinnen und Leser.