Die Erfindung der Dampfzigarette
oder Von der Untreue kreativer Ideen
Johannes Boettner
Harry und Max sprühen vor Ideen, wenn auch nicht vor Tatkraft. Daher sehen die meisten Leute in Ihnen auch nicht die genialen Erfinder, die sie tatsächlich sind, sondern nur zwei versponnene Althippies: eigentlich ganz nett, aber irgendwie auch von einem anderen Stern. Wer würde solchen Leute Geld für ihre verrückten Ideen geben?!
Die beiden wohnen immer noch in der in der Katinka – eine Straße, die vor Jahren als Hochburg der regionalen Alternativszene Furore gemacht hatte, inzwischen aber wieder eine ganz normale Arme-Leute-Straße im westlichen Ruhrgebiet ist. Ihren Lebensunterhalt bestreiten sie aus einem „übrig gebliebenen“ Solidaritätskonto zugunsten einer südlichen Befreiungsbewegung. Als diese Einkommensquelle versiegt, beschließen sie, die zahlreichen Produktideen, die sie bisher nur so zum Zeitvertreib kreiert haben, allen Ernstes und meistbietend zu verkaufen. Allerdings ist ihr Verkaufstalent begrenzt, und so bleibt der Erfolg aus. Daran ändert auch die Verkäuferschulung nichts, die ihnen die energische und lebenslustige Tanja angedeihen lässt. Die Sache steht wirklich schlecht für die beiden und würde womöglich in einer depressiven Verstimmung enden, gäbe es da nicht auch noch den algerischen Bauarbeiter Hassan Rahmani, der auf einer in der Nähe entstandenen Großbaustelle, ungeachtet seiner tatsächlichen Herkunft und Nationalität, die Position des „Türken“ innehat.