Die Erfindung der Dampfzigarette
oder: Von der Untreue kreativer Ideen
Johannes Boettner
Ruhrgebiet, Mitte der 1990er Jahre. Als letzte Vertreter ihrer Art wohnen Harry und Max noch immer in der in der Katinka – eine Straße, die vor Jahren als Hochburg der regionalen Alternativszene Furore gemacht hatte, inzwischen aber wieder eine ganz normale Arme-Leute-Straße im westlichen Ruhrgebiet ist. Ihren Lebensunterhalt bestreiten sie aus einem „übrig gebliebenen“ Solidaritätskonto zugunsten einer südlichen Befreiungsbewegung. Als diese Einkommensquelle versiegt, beschließen sie, die zahlreichen Produktideen, die sie bisher nur so zum Zeitvertreib kreiert haben, allen Ernstes und meistbietend zu verkaufen. Allerdings ist ihr Verkaufstalent begrenzt, und so bleibt der Erfolg aus. Daran ändert auch die Verkäuferschulung nichts, die ihnen die energische und lebenslustige Tanja angedeihen lässt. Die Sache steht wirklich schlecht für die beiden und würde womöglich in einer depressiven Verstimmung enden, gäbe es da nicht auch noch den algerischen Bauarbeiter Hassan Rahmani, der auf einer in der Nähe entstandenen Großbaustelle, ungeachtet seiner tatsächlichen Herkunft und Nationalität, die Position des „Türken“ innehat. Das Buch erzählt die Geschichte einer irrwitzigen, auf seltsame Art schließlich doch noch erfolgreichen Verkaufskampagne und wirft zugleich einen ironischen Blick auf eine Region, die sich soeben als Metropole Ruhr neu zu erfinden versucht.