Die Erfindung von Geschichte in der Schweizer Chronistik
An den Beispielen der Trierer Gründungssage und der «Germania» des Tacitus des 16. und 17. Jahrhunderts
Ilse Haari-Oberg
«Gelehrte Sagen» wie die Sagen der Könige Trebeta oder Tuisto trugen in der frühen Neuzeit zur ‹nationalen› und regionalen Geschichtsschreibung sowie zum spezifischen Geschichtsbewusstsein bei. Dieses Buch weist nach, wie bei der Tradierung der Sagen Methoden wie Etymologisieren, Datierungen und Verifizierungen verwendet werden, die auf eine «Verwissenschaftlichung» der Geschichtsschreibung deuten.
Dabei erwähnt die Sage von der Gründung Triers, dass Zürich bald nach Trier in Abrahams Zeiten entstand. Zürich wird somit die älteste Stadt in der Eidgenossenschaft und nimmt die führende Rolle im Bund der dreizehn Orte ein. Die Tuisto-Sage hingegen erklärt in der Eidgenossenschaft und in Schwaben die Entstehung des Landes «Germania» rechts des Rheins in den Zeiten Noahs. Themen dieser Reichsgründung sind die Reichsordnung Tuistos, dessen Genealogie, die Abstammung der Deutschen sowie ihre Sprache. Anhand der Verknüpfung beider Sagen weist die Autorin die Erweiterung des Reichs durch linksrheinische Städtegründungen nach.