Die Gärten und der Gärtner im Johannesevangelium
Eine raumsemantische Untersuchung
Igna Marion Kramp
Im Johannesevangelium beginnt und endet die Passion Jesu jeweils in einem Garten (Joh 18,1; 19,41). Diese beiden Gärten wurden in der Exegese des 20. Jahrhunderts überwiegend als Referenz auf die historischen Orte der Passion Jesu verstanden, eine mögliche symbolische Bedeutung hingegen ausgeschlossen. Dabei blieb außen vor, dass Räume in einer Erzählung, selbst wenn sie auf historische Orte verweisen, nicht einfach mit diesen identisch sind, sondern als literarische Räume einen Teil der erzählten Welt darstellen.
Angeregt vom Spatial Turn in der Literaturwissenschaft und den Erkenntnissen des russischen Strukturalisten Juri M. Lotman zur Raumsemantik werden in der vorliegenden Studie die Gärten des Johannes in ihren historischen und symbolischen Bezügen und ihrer Bedeutung für das theologische Konzept des vierten Evangelisten untersucht.