Die Geburt der Theorie aus der Hegel’schen Dialektik
Andrew Cole, Mladen Dolar, Eva Heubach
Das, was wir heute philosophische Theorie nennen – im Unterschied etwa zur systematischen Philosophie oder zum postmodernen Denken –, hat einen Ursprung. Dieser geht weit zurück, aber erst Hegel formt das »theorein« zu einer neuen Denkweise, und zwar mit einem originellen Rückgriff. Während seine Zeitgenossen die mittelalterliche und vor-moderne Dialektik als überwundene Dogmatik ansahen, erkannte Hegel in dieser erstarrten Dialektik – dem Frage-Antwort-Schema der scholastischen Methode – das Denken als sprachliches Denken. Darüber hinaus fasziniert von dem Verhältnis von Identität und Differenz, entwickelte er jenes methodische »Denken in Bewegung«, das er Dialektik nannte. Es wurde zur Grundlage vieler Formen der Theoretisierung, von Marx, Nietzsche und Bakhtin bis hin zu aktuellen Philosophien wie dem Deleuz’schen Denken, das gerne im Gegensatz zu Hegel gesehen wird.