Die Geburt des Islam
Historische Innovation durch Offenbarung
Ludwig Ammann, Kulturwissenschaftliches Institut im Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen Essen
Wie ist es möglich, daß ein Prophet mit einer Botschaft Glauben findet, die den herrschenden Überzeugungen den Kampf ansagt? Wie kommt ein Gemeinwesen dazu, sich auf Ansinnen eines Einzelnen zu bekehren und zu verwandeln? Die Begründung eines staatsbildenden dritten Monotheismus in Arabien bedeutet eine welthistorische Revolution. Sie steht und fällt mit der Person Muhammads.
Als dieser um 613 vor seinen Stamm tritt, um ihn als Gesandter Gottes auf den rechten Weg zu führen, stößt er auf Ablehnung – um 619 ist er in seiner Vaterstadt Mekka gescheitert und muß bei fremden Stämmen Schutz suchen. Doch weder die Nachbarn noch die Beduinen zeigen das geringste Interesse an seiner Botschaft, einzig die Medinenser sind bereit, den Unruhestifter und Spalter von Gemeinschaft bei sich aufzunehmen, und zwar ausgerechnet als Ruhe- und Eintrachtstifter.
Was war in Medina anders? Was hat Gott überhaupt durch Muhammad offenbart? Und wie waren die arabischen Stammesgesellschaften beschaffen, die für seine Offenbarung zunächst keine Verwendung hatten? Diesen Fragen geht Ludwig Ammann in seiner Rekonstruktion nach und zeigt auf, wie die Geburt des Islam unter den Bedingungen anthropozentrischer polytheistischer Stammesgesellschaften möglich war.
Zur Reihe der EKV
Das Kulturwissenschaftliche Institut im Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen wurde im Herbst 1988 von der nordrhein-westfälischen Landesregierung mit der Zielsetzung gegründet, ‚Probleme einer durch Wissenschaft, Technik und industrielle Produktion geprägten Gesellschaft und Kultur‘ zu erforschen. Es richtet zeitlich befristete Studiengruppen ein, die mit wechselnden Gastwissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen innovative Forschungsprojekte zu unterschiedlichen Fragestellungen realisieren. Die Studiengruppen sind interdisziplinär angelegt und dienen der Grundlagenforschung im Bereich der Kulturwissenschaften. Ihre Themen orientieren sich an aktuellen Orientierungsproblemen moderner Gesellschaften im internationalen und interkulturellen Zusammenhang. Die mit den folgenden Bänden eröffnete Reihe der Essener Kulturwissenschaftlichen Vorträge (EKV) bringt ausgewählte Beispiele aus dem Vortragsprogramm des Instituts.