Die Geschichte der französischen Planifikation während der Trente Glorieuses
Rudolf Peto
Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat eine massive Intervention der Staaten notwendig gemacht, und zwar in einem Umfang wie wir sie nur aus der Geschichte der Weltwirtschaftskrise von 1929 kennen. Die aktuelle Corona-Pandemie hat diese Interventionen bei weitem übertroffen.
Man braucht kein Prophet zu sein, um zu erkennen, dass diese Krisen wie die Krise von 1929 nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche und politische Folgen hat und haben wird.
Die aktuelle Situation hat mich veranlasst, eine Untersuchung über die Geschichte der französischen Planifikation zu veröffentlichen, die ich bereits vor langer Zeit im Rahmen eines Forschungsprojektes begonnen habe. Diese zentrale Planung in einem marktwirtschaftlichen System mit massiven staatlichen Eingriffen ist in Frankreich nach der Katastrophe des zweiten Weltkrieges entstanden.
Es galt dabei nicht nur die Wirtschaft und die Infrastruktur wieder aufzubauen, sondern gleichzeitig eine grundlegende Modernisierung der Lebensverhältnisse in Frankreich durchzuführen, weshalb der erste Plan den Titel „Premier Plan de Modernisation et d’équipement“ trug.
Ordnungspolitisch könnte man diese Politik der Angebotspolitik zuordnen, da insbesondere Unternehmen von den vielen staatlichen Hilfen profitiert haben.
Ich habe mich bei dieser Untersuchung auf die Zeit von 1945 bis ca. 1975 beschränkt, da diese Phase meiner Meinung nach als die „Blütezeit“ der Planifikation bezeichnet werden kann. Sie brachte tatsächlich eine grundlegende Modernisierung der französische Wirtschaft und der Gesellschaft, weshalb diese Zeitphase von Jean Fourastié bereits 1979 als die „Trente Glorieuses ou la Révolution invisible“ bezeichnet wurde. Man könnte auch sagen, es waren die Jahre des französischen Wirtschaftswunders.