Die Gruppe KEKS – Aufbrüche der Aktionistischen Kunstpädagogik von Baar,  Tanja

Die Gruppe KEKS – Aufbrüche der Aktionistischen Kunstpädagogik

Die Gruppe KEKS („Kunst – Erziehung – Kybernetik – Soziologie“) ist ein „Phänomen“ des gesamtgesellschaftlichen Umbruches um „1968“, in welchem Schule, Bildung und damit auch die Kunsterziehung radikal auf den Prüfstand kamen: Die Gruppe wollte mit „Aktionen“ in Nürnberg und München fach- und bildungspolitische Impulse setzen und „Spielräume“ für ein Lernen in und an gesellschaftlicher Wirklichkeit realisieren:

„Durch Aktion werden reale Situationen zu Lernumräumen. Da solches Lernen (das ist z. B. die Erfahrung, dass Aktivität Veränderung bewirkt) nicht in fiktiven Räumen (Als-ob Welt unserer Schule) stattfinden kann, ist KEKS-Aktion an Prozesse in wahrnehmbarer Realität gebunden.“

Aus KEKS heraus ist etwa die Münchner „Pädagogische Aktion“ entstanden, und somit der Schritt aus der Schule hin in ein neues Feld außerschulischer Spiel- und Kulturpädagogik. Die „Aktionistische Kunstpädagogik“, als welche KEKS (1968-1972) im zeitgenössischen Diskurs rezipiert wurde, steht neben dem einflussreichen neuen Fachkonzept der „Visuellen Kommunikation“ und einer umfassend verstandenen „ästhetischen Erziehung“. Die vorliegende „qualitative Rekonstruktion“ will durch Quellenstudium, Interviews und Praxis-Dokumentation Tiefenschärfe herstellen: Gerade durch den offenen „Collage“-Charakter von KEKS werden Impulse und Theorien sichtbar, die in der Zeit virulent waren: Neben der Studentenbewegung und aufkommenden Bürgerbewegungen waren dies kritische Gesellschaftsdiskurse, aktuelle Kunstentwicklungen und ein erweitertes Verständnis von Kultur („Soziokultur“). KEKS wird in der Fachgeschichte verortet, mit einem ideengeschichtlichen Rückblick auf Konzepte mit politisch-emanzipatorischer Dimension (etwa die Kunsterzieherbewegung und die Demokratieerziehung John Deweys).

Der historische Rückblick kann das „Heute“ befruchten: Was hat sich aus den innovativen Impulsen der Kunstpädagogik entwickelt? Wie „kritisch“ reflektiert diese heute ihre Funktion in einer zunehmend auf die Ökonomie hin ausgerichteten Schule (und Gesellschaft)? Und nicht zuletzt schärft das „Modell“ KEKS das Bewusstsein für Fragen politischer Einflussnahme durch Initiativbildung und Selbstorganisation.

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