Die handschriftlichen arabischen Übersetzungen des byzantinischen Typikons
Zeugen der Arabisierung und Byzantisierung der melkitischen Liturgie
Martin Lüstraeten
Ein liturgisches Typikon der Ostkirchen regelt die gottesdienstlichen Feiern im Rhythmus der Zeit, das Jahr hindurch Tag für Tag. In handschriftlicher Überlieferung unterlagen Bücher dieser Art beständig Anpassungen an die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Benutzer und Auftraggeber. Sie bezeugen damit die Entwicklung gottesdienstlicher Traditionen und sind unverzichtbar für liturgiegeschichtliche Rekonstruktionen.
Zu dem byzantinischen Typikon schlechthin wurde mit der Zeit jenes, das in seinem Namen zurückgeführt wird auf das Sabas-Kloster bei Jerusalem. In verschiedenen Bearbeitungen und Übersetzungen bestimmt es noch heute den Gottesdienst in sämtlichen Kathedralen, Kloster- und Gemeindekirchen des Byzantinischen Ritus.
Die arabischen Typikon-Übersetzungen entstanden bei den als ‚Melkiten‘ bezeichneten Christen des Nahen Ostens, die sich zum Konzil von Chalzedon bekannten und mit dem Kaiser in Byzanz kirchliche Gemeinschaft pflegten. Im Gefolge der islamischen Expansion allerdings geriet die melkitische Christenheit politisch wie kulturell unter arabische Vorherrschaft.
In der Geschichte ihrer Liturgie nahmen die Melkiten zwei wesentliche Anpassungen vor: Sie gaben die bodenständige gottesdienstliche Tradition auf zugunsten des Byzantinischen Ritus aus Konstantinopel (‚Byzantisierung‘) und nahmen das Arabische auch als Gottesdienstsprache an (‚Arabisierung‘).
Die vorliegende Studie zeichnet durch Analyse der arabischen Typikon-Handschriften die beiden Prozesse nach, um diese selbst und die Zusammenhänge zwischen ihnen aufzuzeigen.