Die Harlans
Eine hugenottische Familie
Ingrid Buchloh
Ingrid Buchloh, selbst Mitglied der Familie Harlan, stellt in dieser Neuerscheinung aus dem Verlag der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft die Geschichte der hugenottischen Emigrantenfamilie Harlan dar, eine Geschichte, die trotz ihrer singulären Erscheinungsform in vielem als exemplarisch für die Geschichte der nach Brandenburg-Preußen emigrierten Hugenotten gelten kann. Wie alle Réfugiés mussten sich auch die Harlans in ihrer neuen Heimat zunächst wirtschaftlich behaupten. Dies war für sie nicht nur eine existentielle Notwendigkeit, sondern auch ein aus ihrem Prädestinationsverständnis erwachsenes Bedürfnis.
Unternehmerische Tatkraft, Genügsamkeit und Anpassungsfähigkeit an ökonomische Bedingungen ermöglichten es ihnen, von einfachen Anfängen als Landwirte zu erfolgreichen und angesehenen Kaufleuten aufzusteigen. Gestützt wurden sie dabei durch ein geschäftliches und familiäres Netzwerk, das sie mit den führenden hugenottischen Kaufmannsfamilien Brandenburg-Preußens, den Salingre, den Cuny und den Boccard, verband und sich von Amsterdam bis Königsberg erstreckte. Einige Harlans führte der Weg vom Wirtschafts- zum liberalen Bildungsbürgertum. Hier fanden sie als Juristen in der Funktionselite preußischer Beamter eine neue gesellschaftliche Identität und engagierten sich als Offiziere im Befreiungskrieg gegen Napoleon und im Krieg gegen Frankreich 1870/71.
Wenn die Harlans auch räumlich, wirtschaftlich und gesellschaftlich sehr unterschiedliche Wege einschlugen, so lebten sie doch alle in dem Bewusstsein, in einer französisch-hugenottischen Tradition zu stehen. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts waren sie auch tief verwurzelt in ihrem Glauben und stellten sich als Kirchenälteste in den Dienst der hugenottischen Gemeinden. Mit der Zeit ging jedoch die Bindung an die hugenottische Kirche verloren. Daran hatten sowohl die Ehen mit Frauen anderer christlicher Konfessionen ihren Anteil als auch ein aufgeklärtes Welt- und Menschenbild mit seiner kritischen Hinterfragung kirchlicher Normen. Bewahrt wurde aber eine tiefe Religiosität christlicher Prägung, verbunden mit hohen ethischen Wertvorstellungen und großer Offenheit gegenüber anderen Bekenntnissen.