Die himmlische Liturgie in der Apokalypse des Johannes
Die frühjüdischen Traditionen in Offenbarung 4-5 unter Einschluß der Hekhalotliteratur
Gottfried Schimanowski
Die Johannesoffenbarung führt in der exegetischen Forschung trotz einer Reihe von neuen Kommentierungen noch immer eine randständige Existenz. Immer wieder werden Bruchstücke aus den apokalyptischen Visionen herausgerissen und ohne Rücksicht auf den Gesamtzusammenhang des Werkes interpretiert oder auf aktuelle weltpolitische Ereignisse bezogen. Die neue Gewichtung der beiden einleitenden Kapitel der Visionsreihen (Offb 4 und 5) ermöglicht es, einen ganz anderen Zugang zur Botschaft des Werkes zu eröffnen und die restlichen Visionen vom Anfang her zu erschließen. Gottfried Schimanowski unternimmt die exemplarische Auslegung dieser beiden entscheidenden Kapitel der Johannesoffenbarung und arbeitet zunächst die Forschungsgeschichte der letzten 100 Jahre zu Offb 4-5 auf. Seine Analyse des Textes führt ihn zu der These, daß die wichtigsten Themen der folgenden Visionen bereits im himmlischen Gottesdienst motivisch wie in einem gewaltigen Präludium anklingen und im Grunde später nur noch weiter entfaltet und verwoben werden. Der Autor untersucht Aufbau, Funktion und Ziel des himmlischen Gottesdienstes, der in den mitgeteilten fünf liturgischen Texten zum Ausdruck kommt. Zum Verständnis der Thronszene zieht er neben einer Reihe von bisher wenig zur Auslegung verwendeten apokalyptischen Hintergrundtexten zum ersten Mal ausführlich auch die jüdische Hekhalotliteratur heran.