Die Judenstadt
Erzählung
Andre Sokolowski
Der Musikstudent Jon Simon Kreutzer, der mit seiner Kommilitonin Esther ein paar Tage nach Verona oder nach Venedig reisen wollte, macht – weil sie wegen zwei unvorhergesehener Konzertverpflichtungen plötzlich nicht konnte – einen Zwischenaufenthalt in Prag. Ihm ist die Stadt, wo er nie vorher war, aus Meyrinks Roman DER GOLEM irgendwie vertraut, auch hofft er dort auf seine eigenen jüdischen Wurzeln beiläufig zu stoßen… In der Prager Altstadt macht er die Bekanntschaft mit dem angehenden Wirtschaftswissenschaftler Jan und seinem schwarzhäutigen Lover Pit, der ein Performancekünstler wäre, und sie reden über Juden und die Judenstadt und über Dubcek und den Prager Frühling und verbringen eine Nacht zu dritt. Am nächsten Morgen stiehlt sich Jon heimlich davon, und er scheint Zeuge einer Prozession, wo ein Hermaphrodit herbeigetragen wird, zu sein, und er „begegnet“ obendrein dem Rabbi Eybeschütz… Und Jon und Esther holen ihren bis dahin verpassten Kurzurlaub in Norditalien nach.