Die Juditfigur in der Vulgata
Eine theologische Studie zur lateinischen Bibel
Lydia Lange
Ziel dieser Studie ist es, das Eigenprofil der Vulgata-Fassung des Buches Judit zu erheben: Denn durch Kürzungen und Erweiterungen stimmt die um 400 n. Chr. vom Kirchenvater Hieronymus angefertigte Vulgata-Fassung des Buches Judit etwa nur zur Hälfte mit der um 100 v. Chr. entstandenen griechischen Originalfassung, der Septuaginta-Fassung, überein. Die Vulgata-Fassung wird daher mit der Septuaginta-Fassung und mehreren Vetus Latina Handschriften verglichen. Im Zentrum der Analysen aber steht die Juditfigur, weil sie die signifikantesten Unterschiede zu den anderen Textfassungen zeigt, und damit die Kap. 8-16 des Buches Judit. Methodisch wird die Juditfigur mit Hilfe einer exegetisch-kognitionswissenschaftlichen Figurenanalyse untersucht, die Ergebnisse vor ihrem zeitgeschichtlichen Kontext ausgewertet. Dazu wird auf historische, sozialgeschichtliche und politische Umstände der Zeit um 400 n. Chr. einerseits und auf das Leben sowie Werke und Briefe des Hieronymus andererseits Bezug genommen. Durch diese Vorgehensweise kann gezeigt werden, dass die Vulgata-Fassung des Hieronymus viel mehr als bloß eine Übersetzung ist und wie und unter welchen Perspektiven der Kirchenvater mit dem Text gearbeitet und diesen weiterentwickelt hat.