Die Kontinentwerdung Europas.
Festschrift für Helmut Wagner zum 65. Geburtstag.
Heiner Timmermann
Festschriften haben in der europäischen Wissenschaftstradition eine lange und bewährte Vergangenheit, in ihnen finden aus besonderem Anlaß Beiträge von Autoren verschiedener Disziplinen und Nationen einen Platz, die einen gemeinsamen Bezugspunkt haben.
Die vorliegende Festschrift entstand aus Anlaß des 65. Geburtstages des seit vielen Jahren an der Freien Universität Berlin lehrenden Politikwissenschaftlers Helmut Wagner. Mehr als 40 Historiker, Politiker und Sozialwissenschaftler aus Europa, Asien und Nordamerika – allesamt wissenschaftliche Wegbegleiter in Helmut Wagners Akademikerleben – haben an diesem Band mitgewirkt. Die behandelte Thematik ist den Interessenschwerpunkten des Jubilars gemäß aspektreich, die Beiträge sind vier Kapiteln zugeordnet.
«Europa als Idee« umfaßt historisch, philosophisch, ideengeschichtlich und theologisch ausgerichtete Beiträge, wobei dem Grundanliegen Europa auch durch die unterschiedliche nationale Herkunft der Verfasser Genüge getan wird. »Europa als historisch-politischer Gegenstand« verdeutlicht nicht nur die Rolle der Gesellschaftswissenschaften im europäischen Einigungsprozeß, sondern beinhaltet auch Artikel zum Regionalismus, zum Transformationsprozeß in Mittel- und Osteuropa, zur Demokratietheorie in Europa und zu wirtschaftspolitischen Integrationsfragen. Außer Frage steht, daß das Thema »Deutschland – Europa« in einer Festschrift für einen deutschen Politikwissenschaftler, der sich in seiner Arbeit auch mit diesem Gegenstand auseinandergesetzt hat, einen Platz haben muß. Sowjetische Deutschlandpolitik in den 80er Jahren, Widerstand und Vergangenheitsbewältigung, New Nationalism, Freiheit u.a.m. stellen die Bezüge der deutschen Politik zu Europa und die der europäischen Politik zu Deutschland her. Die Schrift würde ihrem Titel nicht gerecht werden, wenn sie nicht auch Außenansichten enthalten würde. Im letzten Kapitel dominieren die Beziehungen einiger wichtiger asiatischer Länder zu Europa. Kontinuität und Wandel, Aktuelles und Grundsätzliches werden analysiert und dargestellt.
Der Buchtitel ist dynamisch zu verstehen, nichts ist abgeschlossen – »Die Kontinentwerdung Europas« ist ein säkularer Prozeß. Es wird verwiesen auf die Zusammenhänge zwischen den drei Kontinenten, auf die irreversiblen politischen, geistigen, rechtlichen, kulturellen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen in Europa und damit in Deutschland, auf das Zusammenwachsen Europas und schließlich auf die wachsende Bedeutung unseres Kontinents am Ende dieses Jahrhunderts.