Die Kraft der inneren Bilder
Entstehung, Ausdruck und therapeutisches Potential
Ruth Etienne Klemm
Sich etwas vorzustellen – innere Bilder zu haben – ist ein urmenschliches und spontanes Verhaltensmuster der Lebens- und Konfliktbewältigung.
Mit diesem Phänomen haben sich namhafte Philosophen in der über 2000jährigen Philosophiegeschichte immer wieder beschäftigt, und sie haben für das Heute relevante und unbestrittene Erkenntnisse gewonnen.
Seit ein paar Jahrzehnten nun beschäftigen sich die Forscher auf dem Gebiet der Psychologie und der Sozialwissenschaften, die Entwicklungspsychologen und Psychotherapeuten mit den inneren Bildern, fragen nach dem Entstehen der mentalen Bilder, nach deren Nutzen für die Persönlichkeitsentwicklung, für die Identitätsbildung und Problembewältigung im Alltag und in Krisenzeiten und entwerfen Vorgaben fürs therapeutische Handeln.
Das vorliegende Buch greift diese Fragen auf. Sie werden mit Blick auf den philosophischen Hintergrund, unter Einbezug der Ergebnisse der modernen Säuglingsforschung und mit Bezugnahme auf die für Bildprozesse bedeutsamen, psychologischen Konzepte – wie z.B. das Spiegelkonzept und das Konzept des intermediären Raumes nach Winnicott – diskutiert. Die Bilderresonanz fusst auf dem Boden der humanistischen Psychologie – Bilderresonanz wird verstanden als ein bildhaftes, interaktionelles Geschehen, welches innerhalb einer tragenden, therapeutischen Beziehung stattfinden kann.
Über die Adoleszenz als eine der wichtigsten, wenn nicht die prototypische Übergangsphase im Menschenleben wird der Nutzen innerer Bilder, ihre gezielte, therapeutische Verwendung und die Bilderresonanz exemplifiziert. Drei Fallbeispiele runden die Ausführungen ab.
‚Bilder sind die Sprache der Vorstellung und der Stoff der Phantasie. Sie sind der Ausgangspunkt des künstlerischen Schaffens und der wissenschaftlichen Erkenntnis. In sichtbaren, hörbaren oder gefühlten Bildern, in solchen, die in uns entstehen, und in solchen, die uns zugetragen werden, ist Heilkraft. Sie dienen der Verarbeitung des Erlebten und dem Aufbau neuer Entfaltungsmöglichkeiten. Sie sind die Träger der Verständigung und des Entwicklungsprozesses in Therapien.‘
Aus dem Vorwort von Heinz Stefan Herzka