Die Kreutzersonate
Ungekürzte Lesung von Axel Grube
Axel Grube, Leo Tolstoi
„Die Kreutzersonate“, (1889) das berüchtigte Alterswerk Tolstois, eine so eindringliche wie irritierende Schilderung eines Ehedramas und Gattinenmordes, das Psychogramm einer wahnhaften Eifersucht, ist – auch in seiner Zwielichtigkeit – ein fesselndes Stück der Weltliteratur.
In einem nächtlichen Zugabteil unterhalten sich einige Reisende über Ehe und Treue. Aufgewühlt durch das Gespräch legt der zunächst verschlossene Posdnyschew einem jüngeren Mitreisenden gegenüber seine Lebensbeichte ab. Im wechselnden Ton von Selbstanklage und Verbitterung schildert er seine verhängnissvolle Ehe bis hin zum Mord an seiner Frau.
Auch wenn einige Motive zur Ehe, Lebensform oder grundlegenden Orientierung, besonders in der Rede Posdnyschews, in heutigen Ohren antiquiert oder gar misogyn klingen mögen, werden doch Fragen aufgeworfen, die unversehens aktuell sind.
Sofja Tolstaja, die Ehefrau Tolstois, setzte sich zunächst für die Veröffentlichung des durch die Zensurbehörde nicht freigegebenen Werkes ein, antwortete aber gleichwohl einige Jahre später mit einem Gegenroman: „Wessen Fehl? Die Erzählung einer Frau. (anläßlich der „Kreutzersonate“ Lew Tolstois. Niedergeschrieben von der Gattin Lew Tolstois in den Jahren 1892/1893)“.