Die Kuba-Krise 1962 im Spiegel der deutschen Presse
Forum Junge Politikwissenschaft Band 17
Barbara Lier
Die Kuba-Krise vom Oktober 1962 gilt in den Augen vieler Wissenschaftler als Höhepunkt des Kalten Krieges. Bis heute löst dieses beinahe schicksalhafte Ringen der Supermächte in der Karibik mannigfaltige Kontroversen aus. Politikwissenschaftler und Historiker bewerten die Krise und ihre Akteure dabei häufig nur aus heutiger Perspektive.
Doch wie erlebten die Zeitgenossen von John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow die Krise? Grassierte die Furcht vor einem Atomkrieg? Wie gut waren die Deutschen informiert? Wer galt als Sieger, wer als Verlierer der machtpolitischen Auseinandersetzung? Wie bewerteten die Medien das Vorgehen des amerikanischen Präsidenten? Ließen sie sich von der amerikanischen Regierung instrumentalisieren, gar manipulieren?
Um diese und andere Fragen zu beantworten, wird die zeitgenössische Berichterstattung der deutschen Presse über die Kuba-Krise analysiert. Die Untersuchung belegt den hervorragenden Informationsstand der Journalisten und zeigt, dass einige Urteile von Historikern zu relativieren sind, die einer ex-post-Perspektive und dem eigenen Erwartungshorizont geschuldet zu sein scheinen. Ferner legt dieses Buch offen, dass die Kuba-Krise ein Musterbeispiel für eine kurz- und langfristig gelungene Medienmanipulation ist. So nahmen die zeitgenössischen Kommentare zwar schon Argumente und Kontroversen der späteren kritischen Aufarbeitung vorweg, trugen aber auch zur späteren Legendenbildung bei.