Die Kunst des Unterscheidens zwischen Recht und Gerechtigkeit
Studien zu einer Grundbedingung der Rechtsfindung
Carl-August Agena, Horst Helms, Albert Janssen, Jörg-Detlef Kühne, Heinz-Christoph Link, Jan Schapp
Eine gelungene Rechtsfindung setzt die juristische Kunst des Unterscheidens zwischen Recht und Gerechtigkeit voraus, denn die gerechte Lösung eines Interessenkonflikts ergibt sich nicht aus einem vorgegebenen Maßstab, sondern muss im konkreten Fall gefunden werden. Das nachzuweisen, ist Anliegen dieses Bandes. Zunächst zeigt die Untersuchung des Rechtsdenkens Otto von Gierkes, dass dieser die Denkform der Unterscheidung für die ontologische Begründung seiner rechtssystematischen Ausgangspunkte nicht durchhält. Anders steht es, wie dann zweitens dargelegt wird, mit der primär für die Grundlegung des Kirchenrechts konstitutiven theologischen Fundamentalunterscheidung zwischen Gesetz und Evangelium von Gerhard Ebeling. Diese gedankliche Alternative ermöglicht es dann auch drittens Wilhelm Henke, mit seiner säkularen Zweireichelehre die bei Gierke vermisste ontologische Rechtfertigung für die juristische Fundamentalunterscheidung zwischen Recht und Gerechtigkeit ohne Rückgriff auf die Metaphysik zu liefern.