Die Lega Nord – Eine Herausforderung für Italien
Zwischen Föderalismus und Separatismus
Antonia Gohr
Die Lega Nord stellt eine der bedeutendsten Neuheiten in der Parteienlandschaft Italiens nach dem Zweiten Weltkrieg dar. Sie stellt die Legitimität des Nationalstaats und seiner Handlungsträger radikal in Frage und hat damit zum Zusammenbruch des politischen Systems Anfang der 90er Jahre beigetragen. Die Lega Nord fordert politische Autonomie für die Regionen Norditaliens und bringt nach der jahrzehntelang diskutierten «süditalienischen Frage» nun ein neues Thema mit der «norditalienischen Frage» auf die politische Tagesordnung. Mit der Drohung einer Sezession der ökonomisch erfolgreichen Nordregionen stellt die Lega Nord die staatlichen Institutionen und die traditionellen Parteien vor eine schwierige Herausforderung. Das Buch untersucht Entstehungsgeschichte, Charakteristika und Ziele des neuen politischen Akteurs. Gefragt wird nach den Legitimations- und Mobilisierungsstrategien der Lega Nord und nach den Gründen für ihren Erfolg. Die Partei wird als äußerst vielgestaltige und anpassungsfähige politische Formation charakterisiert, die zwischen Anpassung und Profilierung, zwischen realpolitischen Standpunkten und radikalen Maximalforderungen schwankt. Eine Kumulation von internen Krisenmomenten zu Beginn der 90er Jahre, aber auch externe Einflüsse wie die nach dem Zusammenbruch der politischen Systeme Osteuropas veränderte Weltordnung und der Europäische Integrationsprozeß werden als für den Aufstieg der Lega günstige Opportunitätsstrukturen interpretiert.