Die Legende vom Hermunduren
Die Verlorenen
G. K. Grasse
Der Kampf zwischen den Hermunduren und den eingedrungenen Kohorten der römischen Legion war entschieden. Als ausschlaggebend für den Sieg der Hermunduren erwiesen sich die Fähigkeiten ihres Kriegsherzogs, dem es gelang, den römischen Tribun in jeder Kampfhandlung zu täuschen, seine eigenen Streitkräfte zu massieren, des Gegners Kräfte aufzuspalten und dem Feind das Kampffeld aufzuzwingen.
Der vom Legat beauftragte Tribun Titus Suetonius verkannte, in seinem ausgelebten Hass auf den Stamm seiner Feinde, die Regeln des Kampfes und führte seine überlegenen Kohorten in jedes mögliche Desaster. Die bevorstehende Vernichtung seiner Kohorten erkennend, floh er vom Schlachtfeld. Sich schon sicher wähnend, begegnete dem Tribun der Dolch des jungen Hermunduren Gerwin, der seine Rache, am für den Mord an seinen Eltern und seiner Sippe verantwortlichen römischen Tribun, vollzog.
Nur wenigen Legionären gelang die Flucht aus der tödlichen Umklammerung.
Vom Kampffeld geflohen, von den Hermunduren gejagt, erwartete die Überlebenden auch im römischen Territorium, die Schmach der Verfolgung. Die eigene Legion zog ein Netz auf, das ein Durchdringen unmöglich machen sollte. Jeder vom Kampffeld geflohene römische Legionär galt als Feigling und Verräter. Er wurde für seine Legion zu einem ‚Verlorenen’ und gnadenlos gejagt.
Gerwin, nach seiner Tat, von den wenigen fliehenden Legionären mitgeführt, verdankte sein Überleben einem der römischen Legionäre. Zuerst ein Gefangener und nach dem Erreichen des Ufers des Rhenus, freigelassen, entschloss sich, die Fliehenden auch weiterhin zu begleiten.
Einer erkannten Pflicht folgend, mussten auch diese Fliehenden sterben, wollte sein Stamm in Zukunft friedlich leben… Diesem Ziel verfallen, rissen ihn die nachfolgenden Ereignisse in einen Strudel, der ein völlig neues Verständnis zu den Römern eröffnete. Zufällige Ereignisse brachten ihn in die Nähe der römischen Anführer, die einst den Angriff auf seine Sippe beschlossen…