Die literarische Übersetzung in Deutschland
Studien zu ihrer Kulturgeschichte in der Neuzeit
Armin Paul Frank, Horst Turk
Die Ergebnisse der transferorientierten Arbeit des Sonderforschungsbereichs „Die literarische Übersetzung“ legen es nahe, Übersetzungen als „Werke dritter Art“ aufzufassen: nicht als eigene – in diesem Fall: deutsche – Werke, sondern als solche aus mehreren fremden Literaturen, die gleichwohl auf Deutsch lesbar sind. Deshalb muß eine Kulturgeschichte der literarischen Übersetzung mit Bedingungskategorien verschiedenen Ursprungs rechnen: Erstens: solchen in der deutschen Literatur, wenn ambitionierte Übersetzer dazu neigen, fremde Werke in den Stil der Zeit ihrer eigenen literarischen Sozialisation zu übersetzen; zweitens: in der Übersetzungskultur, wenn Übersetzer dazu tendieren, Vorläuferübersetzungen entweder in die eigenen einzuschreiben oder sich von ihnen zu distanzieren oder beides zugleich zu tun; drittens: in der zeitgenössischen Wahrnehmung der verschiedenen fremden Literaturen und Kulturen, wenn Übersetzer und Anthologisten die Gewohnheit entwickeln, entweder individuell oder imagologisch zu übersetzen, je nachdem, ob sie aus einer gut bekannten Literatur oder aus einer übersetzen, mit der die Übersetzungskontakte neu sind. Solche Erkenntnisse grundlegender Natur, die der Band darlegt, sind an Mehrfachübersetzungen von Kurzgeschichten, Gedichten und Romanen, an Übersetzungen von Drama und fürs Theater sowie an Weltliteraturanthologien und -Serien zum Teil unter dem Gesichtspunkt einer Poetik und Rhetorik des Fremden gewonnen geworden.