Die Lorcher Kreuztragung
Tradition und Experiment in der mittelrheinischen Tonplastik um 1400
Bodo Buczynski, Julien Chapuis, Juliane von Fircks
Die berühmte Kreuztragung Christi aus der St.-Martinskirche in Lorch am Rhein, die zu den herausragenden Werken der Zeit um 1400 gehört, wird in dieser Publikation erstmals umfassend untersucht. Der Herstellungsprozess der Figurengruppe aus Ton wird Schritt für Schritt nachvollzogen, und es werden Argumente für die ursprüngliche Aufstellung und Funktion im sakralen Raum gewonnen. Der herausragende Künstler, dessen Name nicht überliefert ist, kam vermutlich aus einer Bildhauerwerkstatt, doch hatten er und seine Mitarbeiter sich auf die Verarbeitung des Materials Ton spezialisiert. Die vergleichende Zusammenschau von Werken, die in demselben Atelier entstanden sind, erbrachte Hinweise auf die Auftraggeber der Tonskulptur. Es waren mittelrheinische Adlige, die durch das Stiften ästhetisch anspruchsvoller Kunstwerke Anschluss an die glanzvolle Kultur der großen Höfe Europas zu gewinnen suchten.