Die nebelhaften Nibelungen
Ein kritischer Streifzug durch die Geschichte(n)
Rolf Claasen
Jeder hat schon einmal vom Nibelungenlied gehört, und einige haben es auch gelesen. Das mittelhochdeutsche Heldenepos ist um 1200 aus älteren Vorlagen entstanden, und die gängige Meinung ist, daß hier alte Heldensagen sowie das Schicksal eines historisch nicht nachgewiesenen Wormser Burgunder-Reiches verarbeitet worden sind. In der Gestalt des Königs Etzel soll das Lied von Attila, dem Hunnenkönig berichten.
Unzweifelhaft war das Ur-Nibelungen-Lied ein Bruchtsück einer umfangreichen Geschichtensammlung, deren Anfänge in der germanischen und westeuropäischen Antike liegen. Im Laufe vieler Jahrhunderte wurde der Stoff immer wieder übersetzt, überarbeitet, modernisiert und verfälscht. Auch dürfte er vereinfacht worden sein, um die Vortragenden und Zuhörenden nicht mit Unmengen von Namen und Daten zu plagen. Das heißt: Der Sigfrid, der den „Drachen“ erschlug, muß nicht derselbe Mann gewesen sein, der später gegen „Sachsen und Dänen“ kämpfte.