Die Neuordnung der Ostkantone Belgiens 1945-1956
Politik, Kultur und Wirtschaft in Eupen, Malmedy und St. Vith
Gerd Kleu
Gegenstand der Dissertation ist ein jüngeres Kapitel der wechselvollen Geschichte des mehrheitlich deutschsprachigen Gebiets um Eupen, Malmedy und St. Vith, das nach dem Ende des Ersten Weltkriegs vom Deutschen Reich abgetrennt und dem belgischen Staatsgebiet zugeschlagen und im Zweiten Weltkrieg vom nationalsozialistischen Deutschland annektiert worden war. Nach der Rückgliederung an Belgien ging es zum einen um eine Auseinandersetzung mit den Erblasten der nationalsozialistischen Annexion, zum anderen um die Neuregelung der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse und schließlich um die dauerhafte und zuverlässige Einbindung des deutschsprachigen Bevölkerungsteils in das Staats- und Gesellschaftsgefüge Belgiens. Eine zeitliche Abschlusszäsur der Untersuchung wird mit dem Abschluss des Grenzvertrags zwischen Deutschland und Belgien im Jahr 1956 gesetzt.
Die Untersuchung erstreckt sich auf die unterschiedlichen Ebenen von Politik (insbesondere: politische Säuberungen), Verwaltung, Kultur, Bildung und Wirtschaft. Es wird danach gefragt, wie die Arbeit des Bezirkskommissariats die Entwicklung in den Ostkantonen beeinflusste und ob sich die von der Regierung Beschlossenen Gesetze restriktiv oder fördernd auswirkten. Dabei sah sich das Kommissariat oft in einer Mittlerfunktion zwischen Regierung und Bevölkerung. Es hatte die Aufgabe, regionale Interessen durchsetzen, durfte zugleich aber auch nationale Belange nie aus den Augen verlieren.