Die PAL-SECAM-Kontroverse in der DDR
Die politisch-ideologische Instrumentalisierung der Farbfernsehfrage durch den ostdeutschen Staat zwischen 1965 und 1969
Gerald Glaubitz
Das Buch beschäftigt sich mit der sogenannten »PAL-SECAM-Farbfernsehkontroverse«, deren Politisierung mit der Unterzeichnung des französisch-sowjetischen staatlichen Rahmenabkommens vom März 1965 ihren Höhepunkt erreichte.
Die damals spannende Frage war, für welches Farbfernsehsystem sich die DDR entscheiden würde, für das westdeutsche PAL-System oder das des »großen Bruders« (SECAM). Im letzteren Fall befürchteten nicht wenige Beobachter in der Bundesrepublik eine Vertiefung der deutschen Teilung durch farbfernsehtechnisch-kulturelle Separatentwicklung.
Der Autor stellt den langen Prozess der »Entscheidungsfindung« in der DDR dar, der von der sowjetischen Übernahme SECAMs 1965 bis zur offiziellen Einführung des SECAM-Systems im Rahmen der Eröffnung des 2. Fernsehprogrammes des DFF 1969 immerhin 4 Jahre dauerte.
Die Untersuchung beginnt mit einem technisch-geschichtlichen Abriss der PAL-SECAM-Kontroverse im globalpolitischen Zusammenhang, wobei der Autor die farbfernsehtechnische Entwicklung der DDR in den allgemeinen innenpolitischen und außenpolitischen sowie technikgeschichtlichen Kontext der Geschichte des ostdeutschen Staates stellt, insbesondere der zeitweilig von ökonomischen Reformen geprägten 60er Jahre. Die sich daran anschließende Betrachtung der Kontroverse im Hauptteil beleuchtet die politische, die ideologische und die technisch-ökonomische Dimension der farbfernsehtechnischen Systemfrage, wobei wesentliche personale Entscheidungsträger (Alexander Abusch, Heinz Adameck) und Institutionen (Rundfunk- und Fernsehtechnisches Zentralamt der Deutschen Post in Adlershof) sowie der Produktionsstandort des ersten DDR-Farbfernsehempfängers in Staßfurt vorgestellt werden.