Die Reform der Vereinten Nationen
Die Weltorganisation zwischen Krise und Erneuerung
Klaus Hüfner
Nach der Auflösung des sozialistischen Lagers Ende der 80er / Anfang der 90er Jahre hat sich die weltpolitische und weltwirtschaftliche Lage tief greifend verändert. Alle bisherigen Strukturierungsmuster, wie z.B. die Ein teilung in Erste, Zweite und Dritte Welt oder die Einteilung in marktwirt schaftlich und planwirtschaftlich organisierte Länder, erweisen sich als ebenso untauglich wie die Dichotomie von Nord und Süd mit den impliziten Unterstellungen, der „Norden“ sei reich und der „Süden“ sei arm. Nach dem Zusammenbruch des bipolaren Ordnungsgefüges zwischen den beiden Supermächten USA und UdSSR, das in Europa einerseits deutliche Grenzen zwischen und in den beiden Lagern von West und Ost festlegte, andererseits den Entwicklungsländern zahlreiche „Stellvertreter-Kriege“ aufbürdete, überwiegen heute die Bemühungen um eine neue Weltordnung. Die heutige Welt befindet sich in einem Zustand fundamentaler Umbrüche, charakterisiert durch zunehmende Spannungen sowohl auf der globalen als auch auf der regionalen und nationalen Ebene. Nicht nur die internationale, sondern auch die innerstaatliche Sicherheit ist heute weltweit in vielen Regionen in zunehmendem Maße gefährdet. Zu den neuen und erweiterten sicherheitspolitischen Anforderungen unterbreitete der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Boutros Boutros Ghali, in seiner „Agenda für den Frieden“ Mitte 1992 im Auftrag des Sicherheitsrats Vorschläge, „wie die Kapazität der Vereinten Nationen zur vorbeugenden Diplomatie, zur Friedensschaffung und zur Friedenssicherung im Rahmen der Charta und ihrer Bestimmungen gestärkt und effizienter gestaltet werden kann“ (der volle Wortlaut der „Agenda für den Frieden“ befindet sich im Anhang zu diesem Buch).