Die Rehabilitierung des Opfers
Zum Dialog zwischen René Girard und Raymund Schwager um die Angemessenheit der Rede vom Opfer im christlichen Kontext
Mathias Moosbrugger
Zur Entstehung der Opfertheologie Raymund Schwagers
Die vorliegende Untersuchung stellt die Frage nach dem erlösenden Opfertod Jesu in den Kontext des einzigartigen Dialogs zwischen dem Kulturtheoretiker René Girard und dem Theologen Raymund Schwager. Ihre über Jahre hinweg geführte Kontroverse um die Opferfrage, die für beide von fundamentaler Bedeutung war, ist zwar oft zitiert, aber bislang noch nicht anhand von primären Quellen rekonstruiert worden. Dem wird in diesem Buch Abhilfe geschaffen. Es wird erstmals gezeigt, wie Schwager im Rahmen dieser Kontroverse Girard schließlich dazu brachte, die Rede vom erlösenden Opfer Jesu zu übernehmen. Zunächst zeichnet der Autor die Entwicklung der Opfertheorie Girards nach, sodann wird die Theologie Schwagers umfassend werkgenetisch erschlossen. Auf der Grundlage der umfangreichen Korrespondenz Schwagers wird sein schulbildendes Modell einer Dramatischen Theologie in ein neues Licht gerückt. Es wird gezeigt, dass Schwager vom frühesten Beginn seiner theologischen Bemühungen an von spezifischen Argumentations- und Erkenntnisinteressen umgetrieben war, die ihn schließlich in Kontakt mit Girard brachten, aber zugleich auch für die Opferkontroverse verantwortlich waren. Dabei wird deutlich, dass Schwagers Dramatische Theologie ihre Entstehung in besonderer Weise dieser Kontroverse verdankt und ohne deren Berücksichtigung kaum sachgerecht verstanden werden kann.