Die Rezeption der Kirchenmusik Anton Bruckners
Genese, Tradition und Instrumentalisierung des Vergleichs mit Giovanni Pierluigi da Palestrina
Jürgen Heidrich, Dominik Höink , Ulrich Konrad, Hans Joachim Marx, Martin Staehelin
Einen »modernen Palestrina« nennt Max Auer den Komponisten Anton Bruckner und pointiert damit eine noch heute virulente Vorstellung, die den katholisch-frommen Bruckner auf einer Linie mit dem durch die Retterlegende glorifizierten und päpstlicherseits kanonisierten Ideal Giovanni Pierluigi da Palestrina sieht. Diese stil- und rezeptionsgeschichtliche Untersuchung richtet aus diachroner Perspektive den Blick auf Genese und Tradierung dieses Komponistenvergleichs vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Im Zentrum steht dabei die Analyse des maßgeblichen wissenschaftlichen Bruckner-Schrifttums und seiner kontextuellen Verortung innerhalb der bisweilen höchst ideologisch aufgeladenen musikgeschichtlichen Diskurse. Ferner werden auf der Basis neuer Quellen die Kanonisierungsbestrebungen hochrangiger Vertreter der Bruckner-Gesellschaft im Rahmen der sogenannten »Aktion Rom« ausgewertet, die für die Instrumentalisierung des Vergleichs von zentraler Bedeutung sind. Es folgt eine Analyse derjenigen Kompositionen, die in die Nähe des Palestrina-Stils gerückt wurden. Am Ende der Arbeit steht eine Neubewertung des Vergleichs auf der Grundlage der aus Rezeptionsgeschichte und Analyse gewonnenen Ergebnisse.