Die Rosenallee
Der Weg zum Spätwerk Monets in Giverny
Manfred Schoeller, Karin Schoeller-von Haslingen, Paul Woudhuysen, Renate Woudhuysen-Keller
Die Kunstwissenschaft ist bereits seit Jahrzehnten um die Entschlüsselung des Spätwerkes von Claude Monet in Giverny bemüht, namentlich im Hinblick von Monet als Wegbereiter zur modernen Kunst. Der primär vorausgehenden Frage, was eigentlich unter Spätwerk von Monet überhaupt verstanden wird und inwieweit es sich im originalen Zustand präsentiert, wird eingehend nachgegangen. Überraschend wurde dabei festgestellt, dass eine ganze Anzahl von Spätwerken Monets Übermalungen von fremder Hand tragen, die dem jeweiligen Zeitgeschmack von Kunsthändlern und Sammlern entsprochen haben mögen. An dem Beispiel der Rosenallee (Wildenstein Nr. 1940) aus dem Garten von Giverny wird in einem Restaurierungsbericht dargelegt, wie das Gemälde in seinen Ursprungszustand wieder zurückversetzt werden konnte. Ein solcher Versuch ist, so weit bekannt, erstmals auf der Welt gewagt worden.
Dann wurden in sorgfältiger Vorarbeit mehrere Dutzend, bisher als gesichert im Ursprungszustand befindliche Spätwerke Monets miteinander verglichen, analysiert und interpretiert. Dabei wird neu die daseinsanalytische Methode angewandt, welche bereits in der Psychologie und der Psychotherapie mit grossem Erfolg eingeführt wurde, und die dem fernöstlichen Denken nahesteht. Damit wurden überraschende Erkenntnisse nicht nur in Bezug auf die Deutung des Spätwerkes von Monet gewonnen, sondern auch Einblicke in die Gemütsverfassung von Monet und seine Lebensgeschichte gewährt.
Als Schlüsselstelle für das Spätwerk Monets erwies sich dabei die späte Serie der Rosenalleen in Giverny, von der man mit Fug sagen darf, sie sei der Weg Monets schlechthin. In 50 farbigen und 5 schwarz-weiss Abbildungen, die auch ohne Lesen des Textes schon Freude bereiten, und in vielen Zitaten und Literaturangaben, wird dies nachgewiesen, die Anregung für eine weitere Vertiefung des Lesers in die Materie bilden können. Die Grundlagen für den anliegenden Bildband wurden während der letzten zehn Jahre zusammengetragen. Ursprünglich nur als kleiner Artikel für eine Festschrift gedacht, führten die gewonnenen Erkenntnisse von Jahr zu Jahr zu einer weiteren Vertiefung, die die Autoren nicht mehr losließ. Der Erkenntnisstand 2000 mag dabei nur ein Marschhalt sein, von dem zunächst berichtet werden soll. Es war bisher der Kunstwissenschaft allein vorbehalten, sich mit dem Spätwerk Claude Monets in Giverny auseinanderzusetzen. Die Autoren sind zu der Erkenntnis gekommen, dass es durchaus eines Versuches wert sein könne oder gar müsse, den Betrachtungsrahmen wesentlich zu erweiteren. Sie stellen neben der Kunstwissenschaft als Mittelpunkt die Philosophie und die Naturwissenschaft als Partner und geben dem Ganzen durch eine fest gefugte Bibliographie den nötigen Rückhalt. In den einzelnen Fachgebieten stellen sich, zum Teil überschneidend, die Autoren wie folgt vor: