Die Schmelzerinnen. Unternehmerinnen, Hüttenfrauen, Zwangsarbeiterinnen auf dem St. Ingberter Eisenwerk
Susanne Nimmesgern
Die Geschichte der „Schmelz“, so nannte man im Volksmund das St. Ingberter Eisenwerk, wird in dem vorliegenden Buch einmal aus einer deutlich anderen Perspektive beschrieben: aus der Sicht der Frauen. Dabei spannt die Autorin einen Bogen von der Gründung des Werks im Jahr 1733 bis zur weitgehenden Einstellung der Produktion in den 1990er Jahren. Sie schaut den beiden Unternehmerinnen Catharina Loth und Sophie Krämer über die Schulter, wie sie im 18. und frühen 19. Jahrhundert die Schmelz nach dem Tod ihrer Männer jahrzehntelang leiteten und macht erfahrbar, was es vor dem Hintergrund der Vor- und Frühindustrialisierung bedeutete, ein Eisenwerk zum Erfolg zu führen. Im fortschreitenden 19. Jahrhundert verschwanden Frauen aus Leitungspositionen, sie wirkten nun im Stillen hinter hohen Herrenmauern. Der Blick der Autorin folgt den „Schmelzerinnen“ in ihre prachtvollen Villen als Unternehmergattinnen ebenso wie in die engen Arbeiterhäuschen mit Stall und Garten. Im 20. Jahrhundert treffen wir die Frauen erstmals in der Produktion als Granatenputzerinnen, Kranfahrerinnen, Zwangsarbeiterinnen oder Drahtflechterinnen an.
In anschaulicher Form erhalten die Leser einen lebendigen Einblick in Werden und Vergehen des Eisenwerks, das die Geschichte der Stadt St. Ingbert in vielfacher Weise prägte. Die Schmelz schuf im 18. Jahrhundert schließlich die Grundlage dazu, dass sich das einst unbedeutende Bauerndorf zu einem wichtigen Zentrum der Industrie in der bayerischen Pfalz und heute zu einer lebendigen Mittelstadt entwickelte.