Die Skulpturen der Sluter-Nachfolge in Poligny
Stiftungen und Hofkunst in der Freigrafschaft Burgund unter den Herzögen aus dem Hause Valois
Sabine Witt
Die im 15. Jahrhundert für Poligny in der Freigrafschaft Burgund geschaffenen Skulpturen bilden nach den Werken der Kartause von Champmol das zweitgrößte Ensemble burgundischer Skulptur des ausgehenden Mittelalters. Die in situ sowie in Pariser und New Yorker Museen erhaltenen, zumeist lebensgroßen Steinskulpturen zitieren die Werke der Hofbildhauer Claus Sluter und Claus de Werve in hohem Maße. Geschaffen wurden sie für die Dominikanerkirche und für die vom burgundischen Hof geförderten Neubauten eines Klarissenkonvents und der Stiftskirche Saint-Hippolyte, mit denen die Herzöge ihre Landesherrschaft in der Provinz Franche-Comté demonstrierten. Mehrere aus Poligny stammende herzogliche Ratgeber ließen in Saint-Hippolyte Privatkapellen einrichten, deren skulpturale Ausstattung den Anspruch der Stiftungen unterstreicht. Sie gewähren Einblicke in die spätmittelalterliche Memorial- und Frömmigkeitspraxis und zeugen zugleich vom wachsenden Einfluss bürgerlicher Eliten am Hof der Herzöge von Burgund.